Freitag, 20. Oktober 2006
14.10.06:
Heute nun ziehen wir aus dem Shuttle wieder aus. Wir wandern zum Toshogu Schrein. Dort treffen wir uns mit weiteren Kollegen von Jana. Es ist also soweit. Ich werde heute meinen ersten Tempel und Schrein sehen. Das Erste was auffällt sind die Massen von Menschen, die hier wohlorganisiert hinpilgern.

Der Schrein (zum Teil Tempel) ist ein riesiges kaum zu überblickendes Gelände mit 22 Gebäuden. Es gibt hier Zedern, die bereits im 17. Jahrhundert gepflanzt worden sind. Etwa 13 000 dieser Bäume stehen da noch auf dem Gesamtgelände. Es beeindruckt mich nicht so ganz wenig.

Zedern in der Mitte :-)

Die Farben an den Gebäuden sind trotz ihres Alters einfach genial erhalten. Die Leute, die das gebaut haben waren so präzise und genau, gerade auch mit all den Drachen und Ornamenten, es reißt mich einfach nur um. Ich hab gelesen, dass an dem Bau etwa 15 000 Handwerker beteiligt waren, das ist schon unglaublich viel. Das die Farben so gut erhalten sind liegt wohl daran, dass die Gebäude alle 20 Jahre erneuert werden, so dass eigentlich fast ununterbrochen daran gearbeitet wird, um sie instand zu halten.

Als erstes trifft man auf eine fünfstöckige Pagode, die ist beeindruckend hoch. Und in der Nähe nun auch die ersten Steinlaternen. Die sind toll. Ich fürchte sie werden bei meinen Fotos wohl den Löwenanteil stellen.





Nach jeder Treppe und jedem Tor erwartet einen eine ganz andere Stimmung, ein ganz anderes Gefühl. Ich bin ganz andächtig, was mir aufgrund der Bauwerke einfach so hoch kommt. Es ist alles so bunt und doch vermittelt es eine Macht, welchen mich ganz ruhig werden lässt. Die mich aber nicht einsperrt, sondern mir Zuversicht gibt.

Ein paar Dinge bleiben mir, glaube ich, wohl länger im Gedächtnis. Das sind die drei Affen, das heilige weiße Pferd und die schlafende Katze.

Die drei Affen waren mir zwar schon vorher ein Begriff, aber ich hatte keine Ahnung, dass die gar nicht so schlecht sind. Sie bedeuten Fröhlichkeit und Charming. Sie sind also ein Zeichen von guten Dingen, auch wenn einer nichts sieht, der andere nix hört und der dritte nichts sagt. Es meint aber eben nicht nur nicht sehen, nicht hören und nichts sagen, sondern nichts Böses sehen, hören und sagen!



Allerdings haben wir uns dann ein Horoskop geholt und das war mehr als nur seltsam! Danach habe ich was mit den Zähnen oder in den Zähnen, ich konnte aus der Erklärung der Japaner nicht so ganz schlau werden. Wenn einem nun sein Horoskop nicht gefällt, kann man es auch dort irgendwo ranknüppern und einfach da lassen.



Das heilige weiße Pferd steht da in einer Box für vier Stunden am Tag. Es ist merkwürdig, wenn man an der Hütte vorbeigeht und vor lauter Dunkelheit innen nichts sieht. Und dann wundere ich mich, warum da so viele Menschen stehen und guck mal rein. Und da steht ein wunderschöner Schimmel im Dunkeln. Seltsam. Es ist der einzige Platz an dem auf dem Schild was Englisches geschrieben steht. Das liegt wohl daran, dass das Pferd aus Neuseeland importiert worden ist.



Gegenüber steht dann ein Speichergebäude. Dieses ist deshalb besonders, weil da am Giebel recht eigenartige Elefanten dran sind. Die sehen mehr wie Drachen aus. Das hat seinen Ursprung darin, dass es zu der Zeit, wo die entworfen worden sind, keine Elefanten in Japan gab und man die auch nicht kannte. Der Baumeister hat sie nach einer literarischen Vorlage geschaffen. Dafür ist es schon beeindruckend, wie nahe sie dann doch richtigen Elefanten kommen.



Die Schlafende Katze soll auch Glück bringen oder zumindest Unheil von einem abwenden.



Auch dort haben wir uns ein weiteres Horoskop geholt. Diesmal konnte ich die Japaner wieder sehr erheitern, aber man hat es vermieden mir zu sagen, was genau es meinte. War vielleicht auch besser so. Es ist aber schon recht merkwürdig, wenn Personen über dein Horoskop herzhaft lachen und du keinen Schimmer hast wieso!

Am Ende von unserem Rundgang durch diese Anlage kommt man noch an einer Halle vorbei, wo etwas aufbewahrt wird, was aussieht wie eine Sänfte. Es stellt sich heraus, dass es sich hierbei um Tragschreine handelt, welche bei Festlichkeiten herumgetragen werden.



Gleich daneben befinden sich dann einige Fässer von den hiesigen Destillen. Es ist eben ein Land der Gegensätze.



Nach dem Toshogu-Schrein gehen wir weiter zum Hongu-Schrein (auch Futaarasan-Schrein). Der stellt dann auch das Ende unserer Besichtigungstour nach einem sehr guten Mittag dar. Danach gehts dann weiter zur heißen Quelle und in unser Hotel.

Der Schrein ist eines der ältesten Bauwerke Nikkos. Er wird von Wächtern bewacht. Irgendwer hat gesagt, dass es sich bei denen um Wettergötter handelt.



Sturm-Gott

Als Tourist wirst du in all diesen Schreinen und Tempeln mit in das Beten eingeschlossen und nimmst direkt daran teil. Für mich ist das schön, aber wie ist das für Menschen, die so etwas ablehnen?

Zurück im Auto und auf zum Hotel. Ich bin so fertig und schlafe fast sofort ein. Als Mori „Monkeys“ brüllt, wache ich kurz auf und sehe das erste Mal in meinem Leben freilebende Affen am Straßenrand sitzen. Und dann bin ich auch schon wieder eingeschlafen.

Die nächste Rast machen wir im Rinderbezirk. Da gibt es super lecker Käse, Fleisch und Milch. Nach einem Eis kaufen wir erst mal ordentlich eben solche Produkte ein. Kato fängt dann an zu drängeln, ist wohl wegen des Abendbrotes im Hotel.

Wir fahren weiter und für mich und Jana fängt der unangenehme Teil der Reise an. Eine Serpentinenkurve an der anderen. Und ich sitze hinten, jaul. Mir ist dermaßen schlecht! Jana sieht auch nicht wirklich glücklicher aus. Ich bin nur froh als wir endlich da sind und ich keine Tüte brauchte.

Aber das Leiden hat so schnell kein Ende. Jetzt gibts gleich im Anschluss japanisches Abendbrot. Ich sage nur Reis, Sojasauce und viel rohes Fleisch. Wir reden hier von rohem gefrorenen Rentier. An sich recht lecker, aber nicht mit meinem verdrehten Magen! So besteht mein Abendbrot aus Bier, gekochtem Fisch und jeder Menge Salat. Ich probiere auch alles andere Essen, aber bei dem meisten erklärt mir mein Magen, wenn noch ein Bissen mehr, wird er alles postwendend wieder zurücklegen, nett!

Jetzt gehts aber ab in die heiße Quelle. Als erstes lerne ich mal, wie der Yukata angelegt wird und dann Handtuch und in die Latschen und los gehts.



Im Onsen (heiße Quelle) gibt es für Männer und Frauen getrennte Becken mit Sichtschutz. Nach dem Ausziehen wäscht man sich vorher gründlich, um die Quelle nicht zu verunreinigen. Auf der Frauenseite gibt es ein Becken im Haus und eins draußen mit Blick auf die Berge. Und nun die ersten Schritte rein in die Quelle. Oki, in der Wanne würde ich jetzt kaltes Wasser zulassen. Die Quelle macht ihrem Namen alle Ehre, aber es ist toll und super entspannend, gerade für meinen Muskelkater. Es wird allerdings schnell zu heiß. Wir wechseln nach draußen. Die Berge sieht man nicht, ist ja auch klar, ist ja schon dunkel, hihi. Gut, unten ab der Hüfte bin ich jetzt gar und oben angefroren. Nen Kopfstand wäre jetzt ein adäquates Mittel. Nach gut einer Stunde gehen wir wieder raus, ich bin rot wie ein Hummer. Yoko meint ich sähe „delicious“ aus.

Wir treffen uns nun mit den Jungs noch auf ein Bier aus dem Automaten und Motshi (ist Lautschrift, ich hab keine Ahnung, wie sich das schreibt, grins). Das ist matschiger, nicht mehr aus Körnern bestehender Reis, glaube ich. Das ist süß und echt lecker. Ich hatte auch erst so meine Bedenken, aber es ist echt gut. Der Abend endet in lustiger Runde und wir versuchen den nächsten Tag zu planen, was aber aufgrund der angegackerten Stimmung nicht so ganz einfach ist.





Morgen gehts dann ins Moor und an zwei Wasserfälle, ich bin total gespannt. Es soll da Bären geben, da kommt dann die Bärenglocke so richtig zum Einsatz.
Zurück in unserem Zimmer machen wir die Betten. Den Tisch beiseite die Futonmatten hin und Decken drauf, fertig.

Gute Nacht dann aber auch........

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